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Im Museum Dachau: Anzeige im "Amperbote" Nr. 185 vom 08.08.1933:
Seite 110
Textauszug aus:
"Bayern in der NS-Zeit. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand. Band V"
ISBN: 3486424017
Taschenbuch – 15. September 1983
herausgegeben von Hartmut
Seite 110
Hartmut Mehringer
Der Militärapparat stand in enger Verbindung zu den sogenannten Aufbruch-Arbeitskreisen (um die Zeitschrift Aufbruch),
die, 1931 um die ehemaligen Reichswehroffiziere Richard Scheringer und Beppo Römer gegründet,
als Sammelbecken für die mit der KPD sympathisierenden Kräfte aus dem nationalrevolutionären Lager dienen sollten.
Dies erlaubte dem Militärapparat insbesondere die Rekrutierung von Mitgliedern, die der Polizei nicht als Kommunisten bekannt waren.
Zur Zeit der nationalsozialistischen Machtübernahme bestand der Militär-Apparat in Südbayern lediglich aus etwa einem Dutzend Personen.
Sein Leiter war der siebenundzwanzigjährige Alfred Fruth aus Feldmoching bei München;
er wurde am 31. Mai 1933 verhaftet und ist angeblich in der Nacht vom 4. auf den 5. August 1933
aus dem KL Dachau entflohen.
Seine Nachfolge in der Leitung des Militärapparats trat der siebenundzwanzigjährige Schreiner Fritz Rottmeierm an,
sein wichtigster Mitarbeiter war der neunundzwanzigjährige Drechsler Ludwig Ficker ...
...
Münchner neueste Nachrichten vom 7.8.1933; Bretschneider (a.a.O. 8.32)
äußert die Vermutung, diese Pressemeldung sei zur Verschleierung der Ermordung von Fruth im KL Dachau lanciert worden.
Bin Hochverratsverfahren gegen Alfred Fruth vor dem OLG München (Oja 13/42)
wurde im April 1942 wegen unbekannten Aufenthalts eingestellt ..
Genosse Fruth musste einmal vormittags 10 Uhr zur „Vernehmung“.
Abends 10 Uhr musste er nochmals zur „Vernehmung“, und am nächsten
Morgen hieß es dann, dass Fruth geflüchtet sei, was auch in die Zeitung
kam. Ein SS-Mann wurde wegen dieser angeblichen Flucht, wahrscheinlich
zum Schein, verhaftet. Später erhielten wir die Nachricht, dass
Genosse Fruth in der üblichen Weise „erledigt“ worden war. Kurze Zeit dar
auf wurde auch Gen. Stenzer erschossen.
Die SS-Männer sagten uns, Stenzer wollte es dem Fruth nachmachen, es
wäre ihm aber nicht gelungen. Von einem SS-Mann wissen wir, dass bei
Stenzer eine Flucht nicht infrage kam, weil er schon viel zu schwach war.
Ob der schon genannte SS-Mann aus Pasing den Genossen Stenzer
persönlich erschossen hat, wissen wir nicht sicher, aber dass er dabei war,
ist bestimmt. Der Betreffende, dessen Name uns ebenfalls bekannt ist, hat
schon mehrere größere Vorstrafen und war auch längere Zeit in der
Fremdenlegion! Einmal hat er einen Gefangenen, den er von früher her
gut kannte, erklärt, wenn er jetzt nicht bald einen anständigen, gut
bezahlten Posten bekäme, könnten ihn die Nationalsozialisten am Arsch
lecken. Den Posten als Straßenkehrer in Pasing nähme er nicht an, da er
nicht dazu da sei, im Dritten Reich den Dreck wegzukehren.
Der hierarchische Aufbau der KPD, der auch noch in den ersten Monaten der Illegalität beibehalten wurde, machte die Strukturen für die Gestapo allerdings leicht durchschaubar und erlaubte es ihr, ganze Parteiorganisationen aufzurollen. Hinzu kam das Spitzel- und V-Leute-System [10] . Anfang Juni 1933 waren von 22 Bezirksleitungen allein 17 verhaftet worden. Die Leiter der militärpolitischen Abteilungen der Bezirke Wasserkante (Hamburg) Friedrich Lux, Ostpreußen (Königsberg) Ernst Jordan und Bayern-Süd (München) Alfred Fruth starben in den Folterkellern der SA oder wurden auf offener Straße erschlagen. Besonders bedrückend waren regionale Massenfestnahmen von Spitzenfunktionären in Ostpreußen, Pommern, Berlin und Brandenburg, die u. a. auch von dem Verrat ehemals leitender Bezirksfunktionäre wie Werner Krauss, und Helmut (August) Laß herrührten [11] . Dies führte zur Lähmung der unteren Organisationsebene, aber noch besaß die KPD viele Anhänger, die nicht vor der NSDAP kapitulieren wollten. Nach dem Schock, den die kampflose Niederlage ausgelöst hatte, bildeten sich in zahlreichen Orten schnell illegale Widerstandsgruppen und es gelang den Kommunisten relativ rasch, wieder eine zentrale Leitung mit Verbindung zu den Bezirken aufzubauen. Dies war weitgehend eine unmittelbare Fortführung der Organisationsstruktur aus der Weimarer Zeit auf Betriebsebene. So übernahm z. B. Lambert Horn, einst Polleiter (d. h. Politischer Leiter) des Bezirks Niederrhein, den Bezirk Berlin-Brandenburg, Erich Glückauf, Chefredakteur der „Freiheit“, wurde Nachfolger Horns in Düsseldorf [12]